Tollensesee-Marathon am 22.06.2019

Am 22.06.2019 nahm ich den Marathon beim Tollenseseelauf mit Start und Ziel in Neubrandenburg in Angriff.
Der Veranstalter wirbt mit dem Slogan „Der Härteste im Norden“ und hebt das bergige Streckenprofil hervor.
Das reizte mich, doch der Slogan erschien mir etwas übertrieben. Ich sollte mich bitter täuschen…

Doch der Reihe nach. Am Freitag reiste ich gemütlich an, holte am Abend die Startunterlagen ab und fand noch ein schönes Restaurant am Stadtrand von Neubrandenburg am Ufer des Tollensesees.
Anschließend fuhr ich zu meinem Domizil im etwa zwanzig Autominuten von Neubrandenburg entfernten kleinen Städtchen Burg Stargard.
Auf der wunderschönen gleichnamigen Burg bezog ich mein Zimmer im Burghotel und ließ den Abend ausklingen (siehe Foto). Sehr empfehlenswert.

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Am nächsten Tag böllerte die Startkanone die Marathonläufer um zehn Uhr auf die Strecke. Die Wettervorhersage ging von Sonne pur und 23 Grad im Schatten aus,
nicht schlecht für bis dato hitzegeplagte Brandenburger. Es galt, den Tollensesee im Uhrzeigersinn zu umlaufen.
Als großer Favorit auf der Marathondistanz  (daneben werden insbesondere ein Halbmarathon und ein Zehner angeboten) ging Steffen Justus ins Rennen,
Triathlon-Olympiateilnehmer in London 2012 und diesjähriger Gewinner des Rennsteig-Supermarathons über 73,9 Km. Justus, dessen Marathonbestzeit bei 2:18 h steht,
startet für den saarländischen LC Rehlingen und arbeitet für die DTU als Trainer am Triathlonstützpunkt des SC Neubrandenburg.

Ich ging ohne große Ambitionen ins Rennen und nahm mir vor, locker und ohne Blick auf die Uhr die ersten zehn Kilometer anzulaufen, die schattig und relativ flach am Ostufer verliefen.
42 Minuten brauchte ich, fühlte mich gut, doch dann machte der Kurs seinem Slogan alle Ehre. Giftige steile Rampen auf Asphalt nahmen mir den Rhythmus,
die schattigen Passagen wurden spärlicher. Eigentlich komme ich ganz gut über die Berge, aber dieser Kurs machte mich fertig.

Nach einem erneuten heftigen Anstieg absolvierte ich bei Km 16 zum ersten Mal stehend den Verpflegungsstand, um effektiver einzufüllen.
So hatte ich mir das nicht vorgestellt, schließlich war noch nicht einmal Halbzeit. Es sollte jedoch bis ins Ziel keinen weiteren Verpflegungspunkt geben, den ich nicht stehend besuchte.

Der heftigste, lange und immer steiler werdende Anstieg folgte zum Schloss Hohenzieritz zur Streckenhälfte.
Oben angekommen, war ich komplett kaputt und konnte auch die anschließende „Abfahrt“ nicht wirklich genießen. Ich quälte mich. Aufgeben gilt aber nicht.

Es folgten bis Km 32 weitere schwer und überwiegend in der prallen Sonne zu bewältigende Rampen.
Auf den letzten zehn Kilometern wurde es am Westufer etwas flacher und schattiger und ich fühlte mich wieder etwas besser.
Dennoch verlor ich auf den letzten Kilometern noch zwei Plätze und finishte erschöpft aber glücklich in 3:12 h auf Gesamtplatz 7.

Steffen Justus wurde seiner Favoritenrolle mehr als gerecht und siegte überlegen und mit eindrucksvollem Streckenrekord von 2:35 h.

Eine wirklich hervorragend organisierte Veranstaltung und für mich nach dem Scharmützelseelauf die zweite große Seeumrundung innerhalb von sechs Tagen. 

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Christian Kiele