Meine Duathlon Saison war mit der DM und EM in Alsdorf über die Mitteldistanz (10-60-10km) und der WM in Viborg (Dänemark) über die gleiche Distanz, sehr erfolgreich. In Alsdorf wurde ich Anfang April Deutscher Meister und Vizeeuropameister über die Mitteldistanz und krönte das noch mit dem Vizeweltmeistertitel über die gleiche Distanz in Viborg am zweiten Maiwochenende.


Danach war Triathlon angesagt. Der Neuseeman verlief in der Vorbereitung bei miesem Wetter vielversprechend und in Roth wollte ich ein richtig gutes Ergebnis erzielen und meine PB von 9:48h aus dem letzten LD Rennen 2015 (auch in Roth) verbessern. Leider lief das Rennen so gar nicht. Ich hatte einen gebrauchten Tag und hatte dummerweise auch noch meine Ernährung bzgl. der Salzzufuhr vor dem Rennen angepasst, was mir unheimlich Magen/Bauchprobleme im Rennen verschaffte und den Marathon zu einer Tortur machte. Im Nachhinein ein dummer Fehler. So, und mit diesem „Highlight“ (A-Rennen), sollte meine Saison nicht enden.
Nun war die Frage: „Wo kann ich nochmal was reißen und auch beweisen, dass ich Langdistanz kann?“. Ein Langdistanztriathlon nur wenige Wochen später, fand ich nicht so reizvoll und schnell kam mir dann der Gedanke -> Der „Powerman Zofingen“, die Langdistanz WM im Duathlon. Da wollte ich schon immer mal starten und das Langdistanztraining muss ich jetzt nur noch ein paar Wochen aufrecht erhalten.
Als es dann endlich so weit war, reiste ich Donnerstag nach einem halben Arbeitstag in die Schweiz an. Am Freitag fuhr ich die Radstrecke (3x 48km) einmal ab. Die Strecke war sehr anspruchsvoll, mit vielen Höhenmetern, steilen Abfahrten und auch sehr vielen Kurven/Abbiegung.
Am Sonntag den 04.09.2022 war dann Renntag. 90min vor dem Männerstart gab es nochmal eine große Regenhusche, aber im Rennen war dann alles trocken. Am Start ca. 15°C und nachmittags dann ca. 25°C und recht viel Sonne, der Wind spielte keine Rolle.
9:02Uhr erfolgte nun 2min nach den Profimännern der Start der AK Athleten. Ich hatte meine AK Konkurrenz vorher studiert und rechnete mit einem 6er Kampf um das Podium.
Nach dem Start ging es erstmal 1km noch berghoch. Ein Belgier und ein Amerikaner aus meiner AK waren vor mir. Ich versuchte aber nicht zu überpacen, das Rennen war noch sehr lang. Auf dem ersten steilen Bergababschnitt lief dann ein Brite aus meiner AK spielend und mit richtigem Tempo vorbei. Am Ende des ersten Laufs lag ich in der AK auf Platz zwei, der Amerikaner und der Belgier direkt hinter mir.

 zofingen 1 2022    zofingen 2 2022
Erster Lauf   Abfahrt vom Williberg


Bei ersten Wechsel vergas ich das Visier vom Helm anzulegen, was ich nicht bei der Fahrt machen wollte und verlor ein paar Sekunden. Ich fand schnell einen Rhythmus, der mit einem Aufprallgeräusch aber plötzlich endete. Mein linker hinterer Flaschenhalter brach und die Flasche mit meinem Maltodextrinmix rollte auf der Straße… Was nun!? Es gab keine Alternative zum Anhalten, sonst wäre ich energetisch schnell eingegangen. Nun musste ich umdisponieren. Etwas Cola, die ich in der Rahmenflasche für das Ende der Radstrecke hatte, musste raus und dort das Wasser rein, den Maltomix nach hinten rechts. Ärgerlich und so etwas beschäftigt einen. Der Belgier war kurz vor mir, der Brite war nicht in Sicht und so lag ich noch auf Platz 3.

Nach nur ca. 20km kam dann Stephan Leuendorff an mir vorbei geschossen. Ein Mitgehen, hätte meinen Rennplan zerstört, daher beschloss ich mein eignes Ding zu machen. Ich fuhr so schon ca. 10W über meinen Plan. Hmm… Nach ca. 30km fuhr ich mit einem Schweizer (andere AK) und dem Belgier sauber immer in Sichtabstand. Nach ca. 65km, kurz vor dem großen Hauptanstieg (ca. 4km / 220hm) verlor ich durch eine Unachtsamkeit beim Einstecken der Rahmenflasche auch Diese. Auch hier gab es keine Alternative zum Anhalten. Wo sollte ich sonst das Wasser transportieren!? Nun war auch der Belgier weg… Was sollte das heute noch werden?? Zumindest kam kein weiterer Athlet aus meiner AK mehr von hinten. Der Amerikaner und ein Schweizer schienen auf dem Rad zumindest keinen guten Tag gehabt zu haben.
Am Ende der zweiten Radrunde hatte ich den Belgier wieder ein, der Schweizer konnte an einem Anstieg nicht mehr mit. Ich fühlte mich noch gut und versuchte auch den Druck hochzuhalten. Leider konnte ich den Belgier noch nicht abhängen. Am langen Anstieg sah ich den Briten ca. 1-2min vor mir, ein gutes Zeichen, der Belgier hielt sich weiter stark. In und nach den Abfahrten erhöhte ich jetzt immer den Druck um ihn abzuschütteln und endlich nach ca. 130km schaffte ich es eine Lücke zum belgischen Athleten zu reißen. Am Ende der dritten Runde konnte ich sogar noch den Briten einholen.
Noch ein paar Zahlen zur Radstrecke: ca. 145km, ca. 1.780hm, 217W Durchschnittsleistung, 231W NP
Der zweite Wechsel lief gut. Energie (Gels) und Basecap geschnappt und los geht’s.
Der erste Lauf war Spaß gegen den Zweiten… erst einmal ging es nur hoch!! Erst überholte mich der Brite ganz leichtfüßig und dann am zweiten Anstieg der spätere Weltmeister aus Belgien. Mitzugehen wäre fatal gewesen, weil ich dann geplatzt wäre. Ich wusste, dass ich laufen kann und ich lief auch nicht schlecht. Flach, was es hier nicht viel gab, um 4:15min/km und bergab deutlich sub 4:00min/km . Also fokussiert bleiben, sagte ich mir, trotz Platz 4, das Rennen ist noch lang. Stephan Leuendorff aus Berlin war als Erster auf die Laufstrecke gegangen und hatte bei km2 ca. 2:15min Vorsprung, nix bei der Länge und dem Profil. Am Ende der 1. Runde (3 Runde a ca. 9km) habe ich dann Stephan überholt, der mir noch Glück gewünscht hat (danke dafür). Anfang der 2. Runde habe ich Boden auf Simon Brace aus Großbritannien gut gemacht und bei km12 bin ich vorbei gelaufen und konnte den Vorsprung nach und nach ausbauen. Zum belgischen Sportler habe ich weiter Zeit verloren. Auf der Strecke gab es einen Parkabschnitt wo man ca. 2min vor/zurück schauen konnte und ein kurzes Pendelstück, dass hatte den Rennüberblick deutlich erleichterte. Muskulär war ich am Limit. Bergab waren die Oberschenkel sowohl vorne also auch hinten am platzen. Also auch kein Risiko mehr eingehen. Am Ende bin ich glücklich und zufrieden als Vizeweltmeister in der AK M45-49 ins Ziel gelaufen. Sogar der 7. Platz aller AK Athleten sprang dabei heraus. Was für ein Tag, was für ein Rennen. Einfach nur Genial.

 zofingen 3 2022  zofingen 4 2022
Überholvorgang 2. Lauf Zieleinlauf

 

 zofingen 5 2022
Ergebnisdetails der ersten Athleten der AK 45-49 (in Summe 12 Platzierte) 

 


In diesem Sinne, bleibt motiviert und ich danke allen die mit gefiebert und die Daumen gedrückt haben.
Sportliche Grüße, Thomas